© Danielle Liniger

«Das darf nicht mehr passieren»

Während des Lockdowns galt in Pflegeeinrichtungen ein striktes Besuchsverbot. Medizinethiker Settimio Monteverde blickt zurück und zeigt Wege für mehr Lebensqualität auch in Pandemiezeiten. 

Interview: Usch Vollenwyder

Sie sind Pflegefachmann, Medizinethiker, Dozent für Ethik im Gesundheitswesen, und Sie haben Theologie studiert. In welcher Rolle hat Sie Corona am meisten betroffen und gefordert?
Am schwierigsten war die Rolle als Angehöriger: Meine Mutter lebt in einem Pflegeheim und erkrankte an Covid-19. Sie wurde ins Spital verlegt. Meine Erfahrungen als Sohn und gesetzlicher Vertreter meiner Mutter während dieser Pandemiezeit haben mich zutiefst erschüttert. Zu Beginn der Krise wusste man ja noch wenig über das Virus. Man wollte zu Recht das Leben von Bewohnenden und Personal schützen und hat fast sofort Alters- und Pflegeinstitutionen, aber auch Spitäler geschlossen. Als Angehöriger war man ständig in der Rolle des Bittstellers. Im Spital wie auch im Pflegeheim war es oft schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, mit meiner Mutter Kontakt aufzunehmen. Meine Mutter leidet an einer Demenz. Im Spital war sie wegen einer Infektion verwirrt, sie stürzte, wurde fixiert und medikamentös ruhiggestellt. Nur zufällig erfuhr ich davon. Sie hat Covid-19 gut überlebt. Die Folgen der pflegerischen Unterversorgung und des Besuchsverbots waren für sie weitaus gefährlicher.

Das Thema interessiert Sie?

Werden Sie Abonnent/in der Zeitlupe.

Neben den Print-Ausgaben der Zeitlupe erhalten Sie Zugang zu sämtlichen Online-Inhalten von zeitlupe.ch, können sich alle Magazin-Artikel mit Hördateien vorlesen lassen und erhalten Zugang zur Online-Community «Treffpunkt».

Zeitlupe abonnieren oder