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«SwissCovid», die neue Corona-App

Die kostenlose und freiwillige Schweizer App fürs Smartphone erfasst Begegnungen und warnt, wenn man Corona-Infizierte getroffen hat. Die Bekämpfung der Pandemie ist dabei ebenso zentral wie der Schutz der Privatsphäre.

Bundesrat Alain Berset hat es getan, Sportler Fabian Cancellara, Sängerin Paola Felix oder TV-Persönlichkeiten wie Sandra Studer, Kurt Aeschbacher und Sascha Ruefer. Sie alle und bereits über eine Million Schweizerinnen und Schweizer haben die neue App «SwissCovid» auf ihr Smartphone geladen und machen mit beim digitalen «Contact Tracing», also dem Zurückverfolgen von Kontakten und möglichen Infektionswegen.

Weil viele Menschen ihr Smartphone meistens dabei haben, wird dieses Gerät nun für die Pandemiebekämpfung benutzt. Die App, welche Begegnungen mit anderen App-Nutzenden registriert, ist ein zusätzliches Mittel, um Übertragungsketten und die Verbreitung des Virus möglichst zu stoppen. SwissCovid ergänzt das herkömmliche Contact Tracing durch die Behörden mittels Telefonanrufen, ersetzt dieses aber nicht.

Wie installiere ich SwissCovid?

Wer ein iPhone oder ein Android-Smartphone besitzt, sucht und lädt «SwissCovid» kostenlos im AppStore bzw. im Google Play Store. Mit wenigen Klicks aktiviert man das Contact Tracing und erlaubt der App, einem Meldungen zu schicken. Wichtig ist, dass Bluetooth in den Handyeinstellungen aktiviert ist, denn über diese Technologie wird – anonym – erfasst, ob man nahen Kontakt mit anderen App-Nutzenden hatte. Einmal aktiviert, kann man die App schliessen: Das Betriebssystem verrichtet nun seine Arbeit im Hintergrund. Solange die App keinen Kontakt zu Infizierten feststellt, hört und merkt man von SwissCovid nichts.

Auf welchen Handys funktioniert SwissCovid?

Die für die Kontaktverfolgung benötigte Programmierschnittstelle wurde von Google (Android) und Apple (iPhones) entwickelt und in die neueren Handybetriebssysteme eingebaut. iPhones muss man deshalb auf die Version 13.5 updaten, was mit dem iPhone 6S und neueren Geräten möglich ist. Android-Geräte benötigen Version 6 sowie die neusten Google-Play-Services. Auf älteren Handys, welche diese Bedingungen nicht erfüllen, funktioniert SwissCovid App nicht, was von Seniorenorganisationen bereits kritisiert wurde.

Wie registriert SwissCovid Begegnungen?

Bei aktivierter App sendet jedes Mobiltelefon sogenannte IDs aus. Dies sind lange, alle 15 Minuten wechselnde Zufallszahlen, die mit einer Art Zeitstempel versehen sind. Befindet sich ein anderes Smartphone mit aktivierter Covid-App im Umkreis von circa 1,5 Metern, so sagen sich die beiden Geräte gewissermassen digital «Hallo» und tauschen ihre aktuellen IDs aus.

SwissCovid sammelt nun all diese digitalen Begegnungen und führt lokal auf dem Handy eine Liste mit empfangenen IDs. Erfasst werden Treffen, die länger als eine Viertelstunde dauern und bei denen der Abstand weniger als 1,5 Meter beträgt. Die IDs beinhalten lediglich Informationen zum Begegnungszeitpunkt, nicht jedoch zur Identität der Person, zu ihrem Gerät oder zum Standort der Userinnen und User. Nach vierzehn Tagen werden Daten solcher Begegnungen automatisch wieder gelöscht, da dann die Gefahr einer Ansteckung vorüber ist.

Der Kontakt zwischen den Handys erfolgt über die Funktechnologie Bluetooth, welche die Distanz abschätzen und Daten über kurze Strecken energiesparend übertragen kann (Bluetooth Low Energy). GPS-Daten, welche eine Ortung ermöglichen würden, werden bei SwissCovid bewusst nicht ausgetauscht.

Wie stellt SwissCovid fest, ob Begegnungen ein Infektionsrisiko darstellen?

Das BAG betreibt einen Server, der die Zufallszahlen von App-Userinnen und -Usern auflistet, die sich kürzlich krank gemeldet haben. Bei diesem Server fragt SwissCovid periodisch nach, ob sich unter den von ihr gesammelten IDs der letzten Tage auch solche befinden, deren Absender sich mit dem Corona-Virus infiziert haben. Die vom eigenen Handy verschickten IDs werden nur dann an den BAG-Server geschickt, falls man selbst der App eine Erkrankung meldet – also bestenfalls nie.

Was passiert nach einem positiven Corona-Test?

Wer positiv auf das Coronavirus getestet wird, kann dies – freiwillig – der App mitteilen. Um Missbrauch wie einen Juxalarm zu verhindern, ist eine Meldung nur mit einem sogenannten Covid-Code möglich, den man vom Arzt oder von der Ärztin erhält.

Nach der Krankmeldung – und nur dann – schickt SwissCovid seine in den letzten vierzehn Tagen ausgesandten IDs an den BAG-Server. Weil alle IDs zufällige Zahlenketten sind, kann das BAG zu keiner Zeit Rückschlüsse auf die Identität der betroffenen Personen ziehen. Userinnen und User erhalten nun eine automatische, anonyme Meldung, dass sich einer ihrer Kontakte infiziert hat und möglicherweise eine Ansteckung erfolgt ist.

Was tun bei einer Meldung?

Wem SwissCovid eine mögliche Ansteckung meldet, sollte sich – freiwillig – beim angegebenen Infotelefon melden, um das weitere Vorgehen mit einer Fachperson zu besprechen. Es gilt abzuklären, ob die von der App erfasste kritische Situation tatsächlich zu einer Ansteckung geführt haben könnte – um gegebenenfalls weitere Ansteckungen zu vermeiden.

Die Benachrichtigten erfahren nicht, von wessen Handy die Meldung stammt. Anhand des genannten Zeitpunktes vermuten sie vielleicht, wo und bei wem eine Ansteckung erfolgt sein könnte, etwa wenn man zum fraglichen Zeitpunkt mit Bekannten in einem Restaurant sass.

Schützt mich SwissCovid vor einer Ansteckung?

SwissCovid erkennt keine Infektionen und kann auch nicht warnen, wenn sich eine infizierte Person in der Nähe befindet. Die App macht einen lediglich darauf aufmerksam, dass man kürzlich einem Handy-User oder einer Handy-Userin begegnet ist, die innerhalb der nächsten Tage einen positiven Corona-Test gemeldet hat. Da beim Corona-Virus nach einer Ansteckung eine gewisse Zeit verstreicht, bis man Symptome entwickelt, erfährt die App erst mit Verzögerung von einer Infektion. Dann gilt es, sofort zu handeln, um weitere Übertragungen des Virus zu verhindern.

SwissCovid kann lediglich Distanz und Dauer eines Kontaktes zwischen Handys abschätzen. Die App weiss natürlich nicht, ob sich bei diesen Kontakten eine Plexiglasscheibe zwischen den Handys befand, ob zwei Handys vielleicht während der Physiotherapie einfach in benachbarten Garderobenkästchen lagen oder ob die Beteiligten eine Maske trugen. Ebenso merkt die App nicht, wenn einen zum Beispiel jemand direkt angehustet hat und so eine Ansteckung auch in einem kürzeren Zeitraum möglich gewesen wäre.

Wie steht es um den Schutz der Privatsphäre?

SwissCovid wurde von Forscherinnen und Forschern der beiden Schweizer ETHs mit dem ausdrücklichen Ziel entwickelt, die Privatsphäre zu schützen. Der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte, das Nationale Zentrum für Cybersicherheit und die Nationale Ethikkommission stehen hinter der App.

Gewählt wurde ein sogenannter dezentraler Ansatz, der sich zudem am Prinzip der Datensparsamkeit orientiert. Dies äussert sich einerseits darin, dass möglichst wenige Daten gespeichert werden, die zudem alleine keine Rückschlüsse auf konkrete Personen erlauben. Zweitens werden möglichst wenige der erfassten Daten zentral auf dem Server des BAG gespeichert. Der Grossteil der erfassten Daten verbleibt dezentral auf dem eigenen Handy.

Anders als millionenfach verwendete Dienste wie WhatsApp oder Facebook greift SwissCovid bewusst nicht auf persönliche Daten zu. Insbesondere werden weder Telefonnummern noch Namen oder Standorte erfasst. Bluetooth lassen viele Leute auf ihrem Smartphone ohnehin laufen, um es etwa für ihre drahtlosen Kopfhörer oder Smartwatches zu nutzen.

Alle Daten, sowohl diejenigen auf den Handys über die erfolgten Kontakte, als auch diejenigen auf dem Server der Bundesverwaltung über Infizierte, werden nach einer bestimmten Frist automatisch gelöscht. Wird die App deinstalliert, löscht man auch sämtliche gesammelten Daten vom Handy.

Ist die Nutzung von SwissCovid freiwillig?

Freiwilligkeit ist ein weiteres Grundprinzip von SwissCovid. Das Mitmachen ist ebenso freiwillig wie Meldung zu machen, dass man selber erkrankt ist, oder der Anruf bei der Infoline im Fall einer Warnmeldung. SwissCovid kann keine medizinische Einschätzung vornehmen oder Massnahmen anordnen – das können nur medizinische Fachpersonen.

Das Parlament hat für die SwissCovid-App eine spezielle Verordnung verabschiedet, welche die Freiwilligkeit sicherstellt. Daher ist es nicht möglich, dass einem zum Beispiel irgendwo der Eintritt verweigert wird, weil man die App nicht verwendet.

Warum ist das Mitmachen bei SwissCovid wichtig?

SwissCovid kann nur dann einen Beitrag zum Contact Tracing und zur Eindämmung der Pandemie leisten, wenn möglichst viele Smartphone-Besitzerinnen und -Besitzer mitmachen und sich so Übertragungsketten möglichst rasch zurückverfolgen und stoppen lassen. Je mehr Menschen SwissCovid und weitere kompatible Apps anderer Länder nutzen, desto grösser wird ihr Beitrag. Die Nutzung ist vor allem für Menschen sinnvoll, die viel unterwegs sind, da die App auch Begegnungen mit Fremden registriert, die ein herkömmliches Contact Tracing nicht eruieren kann. Einen Schutz bietet die App nicht und ersetzt nicht das Befolgen der Hygiene- und Verhaltensregeln des BAG.

Informationen und Download-Links beim Bundesamt für Gesundheit BAG: SwissCovid App und Contact Tracing

Beitrag vom 06.07.2020
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