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Heiligabend wird heuer eine Stille Nacht

Wie feiern wir Weihnachten in Corona-Zeiten? Das BAG hat seine Tipps für die Festtage veröffentlicht. Wer diese beachtet, kann sicher im (kleinen) Kreis der Lieben feiern.

Da ist einerseits der Wunsch nach Geborgenheit, nach Nähe und Familie, nach einem gemeinsamen Festessen. Und da sind die Sorge um sich selbst und die Nächsten, um das Gesundheitswesen sowie das Gebot der Solidarität mit den Schwächeren. Weihnachten in Corona-Zeiten bringt ein Dilemma und viele grosse und kleine Entscheidungen mit sich.

Wichtig sind deshalb einerseits vorgängige Gespräche, um die Bedürfnisse und Bedenken aller Beteiligten zu klären. Andererseits geht es um Kompromisse und um kreative, pragmatische Lösungswege. Diese können durchaus ausserhalb der gewohnten Bahnen liegen. Vielleicht entstehen so neue Traditionen – und der Stress, den heute viele rund um Weihnachten empfinden, weicht etwas der Entspannung. Dann wäre diese Krise wenigstens im kleinen Kreis eine Chance.

Nicht mehr als zwei Haushalte

Auch für das BAG kommt über die Festtage 2020/2021 Gesundheit vor Geselligkeit. Das Bundesamt hat Ende November seine Tipps für die Feierlichkeiten veröffentlicht und ruft die Bevölkerung einmal mehr zu Disziplin, Vernunft und Selbstverantwortung auf, zu Hygiene und Abstandhalten. Viele verschiedene Massnahmen, kleinere und grössere, können dazu beitragen, dass die Fallzahlen nach den Festtagen nicht explodieren.

Empfohlen wird, dass nicht mehr als zwei Haushalte zusammen feiern. Dass sich also nicht alle Geschwister mit Familien bei den Grosseltern treffen. Dies ist wegen der geltenden Zehn-Personen-Regel für private Feiern in vielen Familien ohnehin nicht möglich. Übrigens werden Kinder in der Schweiz mitgezählt, anders als etwa in Deutschland. Menschen mit Krankheitssymptomen – und seien sie noch so mild – sollten nicht am Fest teilnehmen.

«Spielregeln» im Voraus besprechen

Vor dem Fest, während und nach dem Fest: In allen drei Phasen gilt es, darauf zu achten, dass man sich und andere nicht mit dem Coronavirus ansteckt.

Besprechen Sie deshalb schon vor dem Fest mit Familie und Freunden, ob und wie Sie dieses Jahr feiern wollen. Es hilft, wenn alle ihre Bedürfnisse äussern und man die «Spielregeln» gemeinsam im Voraus klärt. Besonders wenn man mit Personen feiert, die unter Vorerkrankungen leiden, sollte man überlegen, wie man diese besonders schützt – etwa mit Abstand, Masken und regelmässiger Händehygiene.

Keine absolute Sicherheit

Diskutiert werden muss auch, dass immer ein Restrisiko bleibt, dass es auch mit strengen Massnahmen keine absolute Sicherheit gibt. Manche Menschen fühlen sich vielleicht wohler, das Fest dieses Jahr abzusagen oder nicht daran teilzunehmen. Dann könnte man sich virtuell treffen, etwa per Videotelefonie. Schwierig ist die Situation auch für Alleinstehende, da viele öffentliche Weihnachtsfeiern und Anlässe abgesagt werden mussten.

Wer im Freien feiert, hat mehr Spielraum. Draussen sinkt einerseits das Ansteckungsrisiko deutlich und andererseits gilt im öffentlichen Raum derzeit eine Obergrenze von 15 Personen. Vom Aufsplitten der Feierlichkeiten hingegen wird abgeraten, da sich Menschen dadurch gestaffelt anstecken könnten.

Freiwillige Vor-Quarantäne?

Einige Experten raten, sich vor dem Fest in eine Art freiwillige «Vorquarantäne» zu begeben. Auch das BAG empfiehlt, zwei Wochen vor Weihnachten möglichst wenige Personen zu treffen. So ist einerseits das Risiko kleiner, dass jemand unwissentlich andere ansteckt. Und die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass man wegen einem Kontakt mit einer infizierten Person an Weihnachten selbst in Quarantäne muss oder krank ist. Aber da viele Infizierte keine Symptome aufweisen, gibt es auch hier keinen hundertprozentigen Schutz. Zudem dürfte eine solche Kontakt-Abstinenz für viele Leute kaum praktikabel sein, insbesondere nicht für Familien mit Kindern.

Und: Eine Woche nach Weihnachten ist Silvester, wo die gleichen Regeln und Empfehlungen gelten. Auch dieses Fest sollte man dieses Jahr ruhiger angehen.

BAG-Tipps für die Festtage

 

VOR DEM FEST

Einkaufen

  • Kaufen Sie möglichst frühzeitig und nicht in Stosszeiten und im Gedränge ein.
  • Schreiben Sie eine Einkaufsliste und planen Sie, was Sie effizient wo kaufen wollen.
  • Bezahlen Sie elektronisch oder bestellen Sie gewisse Dinge online.
  • Wer die SwissCovid App auf dem Handy hat, wird benachrichtigt, wenn er beim Einkaufen Kontakt mit einer infizierten Person hatte.

Planen

  • Besprechen Sie, wo, wie und mit wem Sie feiern wollen.
  • Es wird empfohlen, draussen, teilweise draussen oder in grossen Räumen zu feiern, die regelmässig gelüftet werden.
  • Planen Sie eine Feier im Wald oder einen Apero im Garten.
  • Machen Sie ab, wie man sich am Fest begrüssen soll, wie Sie es mit dem Essen, der Geschenkeübergabe, dem Abstand, dem Maskentragen und dem Singen halten wollen.

WÄHREND DEM FEST

  • Personen aus dem gleichen Haushalt sitzen zusammen. Halten Sie Abstand zu Personen, mit denen sie sonst keinen engen Kontakt haben.
  • Verwenden Sie mehrere Fondue-Caquelons, geben Sie Schüsseln, Schöpfbesteck, Saucen, Gewürze und Flaschen nicht herum.
  • Singen und das Spielen von Blasinstrumenten erhöhen das Ansteckungsrisiko. Hören Sie dieses Jahr für einmal Musik ab Radio oder CD.
  • Übergeben Sie einer Person die Verantwortung fürs Lüften: Diese öffnet alle ein bis zwei Stunden sämtliche Fenster für fünf bis zehn Minuten.
  • Waschen oder desinfizieren Sie die Hände regelmässig.
  • Wer den Abstand von 1,5 Metern nicht einhalten kann, sollte eine Maske tragen. Man kann vereinbaren, dass alle vor und nach dem Essen eine Maske als zusätzlichen Schutz aufsetzen, gerade wenn Risikopersonen mitfeiern.

NACH DEM FEST

  • Lüften Sie und reinigen Sie alles, was oft berührt und benutzt wurde wie Türgriffe, Wasserhähne oder Toiletten.
  • Treffen Sie weiterhin nur wenige Personen. Falls Sie sich am Fest angesteckt haben, geben Sie das Virus so nicht weiter.

Bundesamt für Gesundheit: Tipps für die Festtage. (Stand 27. 11.2020)

An Weihnachten in die Kirche oder in den Wald?

An Weihnachten in die Kirche?

Aktuell dürfen nicht mehr als 50 Personen an einer kirchlichen Veranstaltung teilnehmen. Die Kirchen der Schweiz haben sich Gedanken zu Alternativen zum grossen Weihnachtsgottesdienst gemacht. Auf der neuen Webseite «Trotzdem Licht» geben sie Tipps, wie es auch in dunkleren Zeiten weihnachtshell werden kann. Geplant sind auch Online-Gottesdienste sowie ein ökumenischer TV-Weihnachtsgottesdienst am 25. Dezember um 10 Uhr.

An Weihnachten in den Wald?

Beim Verband der Waldbesitzer macht man sich Sorgen um die Natur und die Tiere, die durch Waldweihnachtsfeiern gestört werden könnten. Im Wald-Knigge finden Sie Tipps für das Verhalten im Wald, z.B. soll man die Nachtruhe des Waldes respektieren und ihn so verlassen, wie man ihn antrifft (Link zum Video auf YouTube).

Regeln in anderen europäischen Ländern

Stand 24.11.2020

Deutschland will seinen strengen Teil-Lockdown über Weihnachten und Neujahr etwas lockern. Statt 5 Personen sollen 10 um den Christbaum sitzen dürfen. Vorher wird eine freiwillige Quarantäne empfohlen.

In Frankreich können in der Vorweihnachtszeit wieder mehr Läden öffnen als nur solche mit lebenswichtigen Produkten. Der Reiseradius von derzeit einem Kilometer soll erweitert werden, um Familientreffen über die Festtage zu ermöglichen.

In England dürfen sich von Heiligabend bis zum 28. Dezember Menschen aus drei oder vielleicht sogar vier Haushalten treffen. «Do not kiss at Christmas, please», bittet ein Regierungsberater. Küssen sei zwar nicht verboten, aber auch nicht ratsam.

In Österreich sind Massentests geplant, damit Weihnachten wenigstens im kleinen Familienkreis möglich wird.

In Italien fürchtet man bereits eine dritte Corona-Welle, plant aber kleine Lockerungen für die Weihnachtszeit wie etwa längere Öffnungszeiten für Geschäfte und Restaurants. Skiferien gibt es hingegen frühestens ab Januar.

In Belgien, das zu den schwerstbetroffenen Ländern Europas gehört, gilt derzeit eine Kontaktbeschränkung auf eine Person ausserhalb des eigenen Haushalts, voraussichtlich auch über Weihnachten. Laut Innenministerin Annelies Verlinden werde die Polizei falls nötig die Einhaltung der Regeln kontrollieren.

In Schweden riet der Regierungschef seinen Landsleuten, einfach alles abzusagen über Weihnachten. Im Land gibt es erstmals Verbote, weil sich zu wenig Leute an die bislang freiwilligen Vorgaben hielten.

Beitrag vom 30.11.2020
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