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Nicht ganz ohne

Bald ist wieder Zeit für den Frühlingsputz des Körpers: welche Fastenmethoden sich anbieten und welche Regeln es dabei zu beachten gilt. 

Braucht unser Körper tatsächlich Detox-Kuren, um Schlacken loszuwerden?
Es gibt im Körper keine Schlackendeponien, die man mit einer Detox-Kur leeren könnte. Wir verfügen glücklicherweise über effiziente Entgiftungsorgane wie Niere, Leber, Lymphe und Darmschleimhaut – unser Organismus reguliert die aufgenommenen Stoffe via Mund, Atemwege, Haut und Ausscheidungen folglich selber. Was aber trotzdem für diese und andere Fastenkuren spricht: Wir reflektieren dabei Gewohnheiten und legen diese für eine gewisse Zeit ab. Das tut Psyche und Körper immer gut.

Welche Methoden gibt es?
Moden kommen und gehen. Aktuell sind folgende Fastenkuren besonders angesagt: Im klassischen Heilfasten führen wir dem Körper über eine vorbestimmte Zeit (3 bis 21 Tage) ausschliesslich Gemüsebouillon und Kräutertees zu. Beim Saftfasten wiederum werden – über den gesamten Tag verteilt – Gemüse- und Obstsäfte konsumiert und daraus Nährwerte (Zucker) gewonnen. Und beim Genussmittelfasten (Detox-Kuren) lässt man «Gifte» wie Alkohol, Nikotin, Umweltgifte, Zucker, Koffein, tierische Fette etc. weg und trinkt gleichzeitig genügend Wasser oder ungesüssten Kräutertee. Die beiden erstgenannten Methoden sind anspruchsvoll. Genussmittelfasten hingegen ist für alle ein Gewinn – und jederzeit empfehlenswert.

Was genau umfasst Intervallfasten, auf das derart viele Menschen schwören?
Diese Methode erlaubt eine normale, gesunde und bedarfsgerechte Ernährung ohne explizite Einschränkungen. Acht Stunden lang dürfen wir Mahlzeiten einnehmen (idealerweise drei Mahlzeiten, ohne Zwischenverpflegungen), danach folgt ein 16-stündiger Intervall ohne Essen. Der Körper muss durch die längeren Esspausen vermehrt auf eigene Energiereserven (Glykogen und Fett) zurückgreifen. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir das Frühstück oder das Nachtessen verschieben, um die 16-Stunden-Esspause zu erreichen.

Welche Methoden eignen sich, um abzunehmen?
Intervallfasten – über einen längeren Zeitraum – hilft zwar, aber allgemein gilt: Wer dauerhaft abnehmen will, bewirkt mit einer radikalen Fastenkur oft das Gegenteil und riskiert einen Jo-Jo-Effekt. Nach (zu) radikalen Entbehrungen kompensieren Seele und Körper – und lassen uns übermässig essen.

Was sollten Personen über 60 besonders beachten?
Ältere Menschen, die keine Erfahrungen mit Fastenkuren mitbringen, sollten mit radikalen Kuren vorsichtig sein. Denn: Muss der Körper den Stoffwechsel umstellen, weil die gewohnte Energiezufuhr ausbleibt, gerät er mitunter unter erheblichen Stress. Herz und Kreislauf sollten gesund und stabil sein. Auch sturzgefährdete Personen sollten sich erst mit ihrer Ärztin, dem Arzt absprechen, bevor sie eine Fastenkur beginnen. Ein anderer wichtiger Punkt: Viele ältere Menschen nehmen Medikamente, Stärkungs- oder Beruhigungspräparate ein. In der Fastenzeit kann sich die Wirkung dieser Substanzen verstärken, auch dieser Aspekt sollte mit einer Fachperson besprochen werden. ❋

Beitrag vom 11.05.2020
Ruth Ellenberger

ist dipl. Ernährungsberaterin HF SVDE und Mitinhaberin des Ernährungszentrums Zürich.

Mehr Infos: www.ernaehrungszentrum.ch