Verweilen, schmunzeln, erinnern

Aktuelle Medientipps für den Monat Mai – ausgewählt von der Pro Senectute Bibliothek.

Diese Freiheit nehm ich mir

Yvonne Escher, eine junge Schweizerin auf den Filmsets der 1960-er und 1970-er Jahre, gut bekannt mit allen, die damals Rang und Namen hatten: Michelangelo Antonioni, Monica Vitti, Pier Paolo Pasolini, Alberto Moravia. Sie erobert die Welt des Films von Rom bis Berlin, wird Regieassistentin, steigt auf zur Regisseurin, Schauspielerin und spielt als «Bella Bionda» die Hauptrolle im ZDF-Film «Flucht nach vorne».
Mit 85 Jahren hat die Thurgauerin, die 2001 mit dem Thurgauer Kulturpreis geehrt wurde, ihr Leben aufgezeichnet. Ihr schonungsloser Bericht einer selbstbestimmten Frau ist auch ein ehrliches Selbstzeugnis ihres Lebens und ihre Lieben, ihrer Sehnsüchte und Ängste, ihrer Träume und ihrer Zweifel. Es ist das starke Buch einer starken Frau – und ein grossartiges Lesevergnügen.

«Diese Freiheit nehm ich mir», Briefe & Biografien, Yvonne Escher, elfundzehn, 2019

Wie das Küken zum Helm kam

Dieses Buch lädt ein zum Verweilen und Nachsinnen. Zum Schmunzeln und Nachdenken. Die Geschichten erzählen aus der Kindheit, vom Älterwerden und Ältersein. Erlebnisse mit tierischen Freunden und allerlei Getier in Garten, Feld, Wald und Wiese lassen dieses Buch zu einem unterhaltsamen und abwechslungsreichen Begleiter werden. Von der Glückskatze über gierige Schnecken im Salat bis hin zu einer Eidechse, die nicht gestört werden möchte – Autorin Martina Hegemann lädt Leserinnen und Leser ein, in Erinnerungen zu schwelgen und wohlige Gefühle wach werden zu lassen – wie beim Wiedersehen mit einem alten Freund.

 «Wie das Küken zum Helm kam», Belletristik, Martina Hegemann: Reinhardt, München, 2020

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Die langen Abende

In Crosby, einer kleinen Stadt an der Küste von Maine, ist nicht viel los. Und doch enthalten die Geschichten über das Leben der Menschen dort die ganze Welt. Da ist Olive Kitteridge, pensionierte Lehrerin, die sich auch mit siebzig noch in alles einmischt, so barsch wie eh und je. Da ist Jack Kennison, einst Harvardprofessor, der ihre Nähe sucht. Beide vermissen ihre Kinder, die ihnen fremd geworden sind, woran Olive und Jack selbst nicht gerade unschuldig sind …
Ein weiterer bewegender Roman der amerikanischen Schriftstellerin Elizabeth Strout, der von Liebe und Verlust erzählt, vom Altern und der Einsamkeit, von Momenten des Glücks und des Staunens.

«Die langen Abende», Roman, Elizabeth Strout, Random House US 2020

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Paulette – ein neuer Dealer ist in der Stadt!

Paulette ist eine ruppige 80-jährige Dame, die weiss, was sie will, und auch, was sie nicht will. Dass sie ganz allein in einem zwielichtigen Pariser Vorort lebt, kann sie nicht schrecken. Nur ihre allzu schmale Pension bringt Paulette immer wieder auf die Palme. Als ihr eines Abends beim Müllrausbringen ein Päckchen Marihuana in den Schoss fällt, beschliesst Paulette, ihrer Geldmisere ein Ende zu machen: Paulette wird Dealerin! Als ehemalige Konditormeisterin bringt sie für diesen Job neben einem ausgeprägten Geschäftssinn und echten Giftzwergqualitäten auch grandiose Backkünste und hilfreiche Freundinnen vom Nachmittagstee mit – Vorteile, die ihrer Lederjacken tragenden Konkurrenz im Viertel eindeutig abgehen.
Der Kinohit aus Frankreich überzeugt nicht nur mit seiner grandiosen Hauptdarstellerin, der César-Preisträgerin Bernadette Lafont, sondern auch mit viel Witz, Esprit und meisterhaften Dialogen.

«Paulette – ein neuer Dealer ist in der Stadt!», produziert von Jérôme Enrico, 2013

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Die vorgestellten Publikationen kann in der Pro Senectute Bibliothek ausgeliehen werden: Tel. 044 283 89 81, bibliothek@prosenectute.ch, biblio.prosenectute.ch

Beitrag vom 20.05.2020
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