Dünen am Strand mit Teepott und Leuchtturm, Ostseebad Warnemünde © Reinhard Schmid/Huber-Images

Ostsee-Idylle zwischen Weite, Wind und Wellen

Unberührte Naturparks, malerische Dörfer, stattliche Hansestädte und mondäne Seebäder. Wasser, Wind und Sandstrand: Auf der Zeitlupe-Leserreise lernen Sie einige Perlen der Ostsee kennen – darunter Rostock, die Halbinsel Fischland-Darss-Zingst und die Insel Rügen. 

Nirgendwo ist der Himmel so offen wie in Mecklenburg-Vorpommern. Hier ist alles platt und flach, und eine unglaubliche Weite wird sie umarmen.» Je mehr sich der Bus von Berlin entfernt und je näher die Ostseeküste heranrückt, desto augenfälliger wird, was Reiseleiterin Christiane am Flughafen vorausgesagt hatte. Der Blick ist frei, es gibt keine Berge, die den Horizont begrenzen. Dafür schier unendliche Äcker und sanft gewellte Wiesenflächen mit weidenden Rindern, äsenden Rehen und imposanten Windrädern, die über 40 Prozent des regionalen Energiebedarfs liefern.

Ein Haus ist schöner als das andere in Rostocks Altstadt. © mauritius images / Alamy / Sina Ettmer

In Rostock dann der Wechsel von der ländlichen Beschaulichkeit in die urbane Geschäftigkeit. Die lebhafte 200 000-Seelen-Metropole, die seit 1419 Universitätssitz ist, gilt wegen ihrer Häfen als Mecklenburgs Tor zur Welt. Der historische Gebäudebestand der Hansestadt wurde im zweitenWeltkrieg zwar durch Bomben zu über 40 Prozent beschädigt und zu DDR-Zeiten arg vernachlässigt. Trotzdem entdeckt man so manches architektonische Kleinod, das erhalten geblieben ist. Dazu gehört etwa das Rathaus mit seiner gotischen Backsteinfassade und den sieben Türmchen, aber auch die im 13. Jahrhundert erbaute Marienkirche, in deren Chorumgang sich ein prächtiges handwerkliches Meisterwerk befindet: eine riesige astronomische Uhr, die heute noch genauso präzis läuft wie 1472, als sie erbaut wurde.

Strandkörbe und vobeiziehende Schiffe

© Keystone/ Anke Scheibe

Pulsierende Lebensader und Einkaufsmeile Rostocks ist die autofreie Kröpeliner Strasse, die von zahlreichen Renaissance- und Barockhäusern flankiert wird. Empfehlenswert auch ein Bummel am Stadthafen, von dem aus man mit einem Ausflugsschiff nach Warnemünde gelangt. Das einstige Fischer- und Seemannstädtchen gehört seit 1323 zu Rostock und ist heute – nicht zuletzt dank der florierenden Reedereien – der grösste deutsche Kreuzfahrthafen. Im malerischen Touristenziel laden Souvenirshops, Restaurants, Strassencafés und Eisdielen zum Verweilen ein.

Wem dies zu hektisch ist, der spaziert an Leuchtturm und «Teepott» vorbei zum bis zu 150 Meter breiten Sandstrand und flaniert dem Meeressaum entlang. Oder mietet einen der typischen Strandkörbe, in denen man sich bei einem Glas Rotkäppchen-Sekt und einem Fischbrötchen die Sonne ins Gesicht scheinen lassen und den Ausblick auf die vorbeiziehenden Schiffe geniessen kann.

Rund 60 Kilometer Strand und Dünen, die von Wind und Wellen stetig umgeformt werden. Unberührte Naturlandschaften, schilfbesäumte Boddengewässer, lauschige Seebäder und Dörfer mit idyllischen Rohrdach-Häusern, Fischerkaten, Galerien oder Kunsthandwerkerläden: Auch der Ausflug auf die Halbinsel Fischland-Darss-Zingst wirkt entschleunigend. Besonders wohltuend sind die Spaziergänge vor den Küsten der ehemaligen Künstlerkolonie Ahrenshoop und des Seebads Prerow. Im pudrig-weissen Sand, mit einer frischen Brise um die Ohren und die weite bewegte See vor Augen fühlt man sich im Nu herrlich frei und unbeschwert.

Urwüchsige Naturlandschaft

Die sichelförmige Landzunge wird im Herbst von Zehntausenden Kranichen bevölkert und besteht zu einem Grossteil aus dem urwüchsigen Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, der in der ehemaligen DDR jahrzehntelang für die Öffentlichkeit gesperrt war. Er beherbergt eine vielfältige Fauna und Flora – darunter auch der Sanddorn, dessen Vitamin-C-reiche Beeren sich in Form von Konfitüren, Sirups, Nektar oder Fruchtgummis als Mitbringsel für Daheimgebliebene eignen.

Entschleunigung pur an den weitläufigen Stränden der Inseln. © ostsee.de INFO GmbH/Torsten Bothe

Nach einem Rundgang in der Hafenstadt Stralsund, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, lockt die rund 950 Quadratkilometer grosse Insel Rügen. Mit 2000 Sonnenstunden zählt sie zu den sonnenreichsten Regionen Deutschlands und kann auf eine touristische Tradition zurückblicken, die bis ins Jahr 1818 zurückreicht. Auch heute zählt das Eiland dank des milden Klimas, der feinen Sandstrände, des Nationalparks Jasmund, der Seebäder, und anderen Sehenswürdigkeiten zu den beliebtesten Ferienzielen.

Sonne und Zuckerbäckerarchitektur

Das wohl bekannteste Wahrzeichen Rügens sind die weissen Kreidefelsen, die 2011 zum Unesco-Weltnaturerbe erklärt wurden und vom Meer aus besonders imposant wirken. Zum Beispiel an Bord der «Nordwind», die vom alten Fischerhafen Sassnitz aus in See sticht und vor dem beeindruckenden Naturphänomen mit seiner mehr als hundert Meter hohen Aussichtsplattform Königsstuhl pendelt.

Dem nostalgischen Charme und Luxus der Jahrhundertwende kann man in den Seebädern Binz und Sellin nachspüren. Sie erinnern mit ihrer filigranen Zuckerbäckerarchitektur an die Kaiserzeit, als die ersten betuchten Gäste Ferien auf der Insel verbrachten. Die eleganten Häuser wurden gleich nach der Wende 1989 unter Denkmalschutz gestellt, und so reihen sich heute liebevoll restaurierte Pensionen an noble Villen und Hotels im verspielten Baustil. ❋

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Beitrag vom 10.02.2020